Ich erinnere ich mich an eine Debatte, die vor inzwischen vielen Jahren aus Japan zu uns herüber getragen wurde:
Handy-Hersteller - damals waren es noch nicht unbedingt Smartphones - hatten sich in einer Art „freiwilligen Selbstverpflichtung“ verpflichtet, keine Geräte mehr auszuliefern, bei denen man das künstliche Verschlussgeräusch der Kamera („Klick!“ oder auch „Krr-lack!“…) deaktivieren konnte.
Was war passiert? Das mechanische Verschlussgeräusch eines Fotoapparates wird ja bei Geräten, die über keinen mechanischen, sondern einen elektronischen Verschluss verfügen, üblicherweise durch Abspielen eines Soundfiles simuliert (das Klacken kommt quasi vom „Band“, ähnlich wie das Blinker-Geräusch in modernen KFZ). Hersteller boten die Möglichkeit, dieses zu deaktivieren, damit Benutzer z.B. im Theater oder bei der Oper ohne Störungen eine Aufnahme machen könnten.
Nun stellte sich aber heraus, daß diese Möglichkeit keineswegs für diese Dinge genutzt wurde, sondern weitaus häufiger von bestimmten Männern, die damit unauffällig jüngeren Frauen unter den Rock fotografierten - vielfach in Japan und Asien, aber auch in europäischen Großstädten. Die Betroffenen bekamen dies aufgrund der Geräuschlosigkeit in der Regel gar nicht mit. Es sei denn, sie fanden ihr Bild etwas später dann auf einer sog. „Upskirting-Website“, wo die Bilder vieler dieser „Hobby-Jäger“ zusammen getragen wurden. Diesen Eingriff in die Privatsphäre versuchte man dann, eben durch die Rückkehr des „Klack!“ wenigstens teilweise zu unterbinden.
Eine heutige
Meldung auf GOLEM-News erinnert mich genau daran:
Das neue Smartphone Oneplus 8 Pro hat bei den Einstellungen seiner Kamera offenbar eine Funktion zu viel. Über die Filter-Einstellungen kann man mit dem Gerät Infrarot-Bilder machen. Grundsätzlich kann man mit jeder elektronischen Optik Infrarotaufnahmen machen; in der Regel wird dies aber durch eine infrarotabweisende Beschichtung auf der Linse unterbunden. Halten Sie mal eine Fernbedienung bei gedrückter Taste vor die aktivierte Kamera ihres Tablets oder Smartphones: Sie werden überrascht sein!
Das Oneplus 8 Pro verzichtet nun auf eine solche Beschichtung; die entsprechende Option läßt sich im „Fotochrom-Aufnahmefilter“ aktivieren. Wie ein Nutzer nun herausgefunden und Golem auch nachvollzogen hat, kann man mit dieser Einstellung auch durch schwarze Kunststoffe schauen - und durch bestimmte Textilien wie dunkle, dünnere T-Shirts. Dies wurde sowohl anhand eines schwarzen Apple-TVs, wie auch eines dunklen Damen-Tops plastisch nachvollzogen.
Der Mensch ist von Natur aus schäbig - zumindest in der anonymen Masse. Ich erwarte daher nichts weiter als die nächste Selbstverpflichtung der Smartphone-Industrie und das langsame Aufkommen entsprechender „See-Through“-Websites in bestimmten Kreisen….
In diesem Sinne: Machen Sie „Klack!“
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