Die Zeit der „experimentellen“ Folding-Smartphone nähert sich langsam dem Ende: Verschiedenste Firmen haben inzwischen Geräte am Markt, die durchaus für den Alltagseinsatz tauglich sind. Bisher basieren diese allerdings alle auf Android. Microsoft hat sich nun überraschend an diesem Markt beteiligt: Das nun für professionelle User vorgestellte Surface Duo soll nach langer Zeit Microsofts erstes Smartphone und zugleich „Klapp-Handy-Hybrid-Tablet“ sein.
Zur allgemeinen Überraschung läuft dieses Gerät aber nicht - wie zu erwarten gewesen wäre - mit irgendeiner mobilen, abgespeckten Windows-Version, sondern mit Android 10. Das scheint Fluch und Segen zugleich zu sein: Einerseits ist Android ja durchaus ein stabiles, gut gepflegtes und ausgereiftes Mobilbetriebssystem. Andererseits erwartet der professionelle User, der über 1.500 Euro für ein solches Gerät auf den Tisch legen muss, durchaus Funktionen, die eben einem mobilen Desktop nahe kommen und die er selten unter Android, sondern eben eher unter Windows oder einem vergleichbaren Betriebssystem finden kann. Auch Apple musste ja nach einigen Jahren einsehen, daß IOS alleine für die professionelle Nutzung des iPads nicht ausreicht und hat mit iPad OS einige Funktionen nachgereicht, die das mobile Betriebssystem eher in die Nähe eines Desktops bringen. Microsoft scheint dieses Dilemma durchaus bewusst zu sein. So hat man sich entschieden, die „Ver-Microsoft-ung“ des Systems auf einem schicken Launcher und die Android-Apps der Office Reihe zu beschränken. Abgesehen davon, dass eine „Verbastelung“ des Android-System selten zu einer wirklichen Verbesserung führt, scheint hier aber auch die Hardware dem gewünschten Ziel einen Strich durch die Rechnung zu machen: Der Prozessor des Surface Duo ist ein 2 Jahre alter Snapdragon 855; der Arbeitsspeicher ist auf (eigentlich üppige) 6 GB begrenzt; der Akku mit 3460 Milliamperestunden auch nicht unbedingt High-End, wie der Preis vermuten lassen würde. Immerhin sind die bisherigen Tester sich einig, dass das Gerät wunderbar flach ist, sehr stabil konstruiert wurde und sich wertig in der Hand hält. Bei tatsächlicher Office-Arbeit - zumal mit parallel laufenden Anwendungen - geht das Gerät dann aber doch recht schnell in die Knie. Dafür reichen weder die RAM-Ausstattung, die bei intensiver Nutzung erstaunlicher Weise gar nicht mehr so üppig wirkt, noch der beim Multitasking durchaus geforderte Prozessor. Die relativ kurze Akkulaufzeit sorgt dann dafür, dass bei intensiver Nutzung der Spaß auch schon relativ zügig wieder vorbei ist.
Ist Microsoft nun zurück in den Smartphone-Markt gekehrt? Naja, die Firma selbst möchte das Gerät eigentlich nicht als “Smartphone“ verstanden wissen, sondern bezeichnet es allgemein als „Neuestes Mitglied der Surface Familie“. Vielleicht ist das auch besser so.
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